Tempolimit für Schnellsprecher? Braucht es nicht!

„Ich finde, ich spreche zu schnell. Was meinen Sie?“ oder „Meine Frau sagt mir immer, dass ich langsamer sprechen soll. Stimmt das?“ Diese und ähnliche Fragen höre ich im Training immer wieder. Dahinter steht die Sorge, aufgrund des Sprechtempos nicht verstanden zu werden. Oder anstrengend zu wirken, die Zuhörenden also inhaltlich abzuhängen. Und diese Sorge ist berechtigt!

Welches Sprechtempo wird vom „Durchschnitts-Ohr“ als charismatisch empfunden? Hier sagt die Forschung, dass Zuhörende in einem Bereich von 4,5 bis etwa 5,5 Silben pro Sekunde am besten folgen können. Wer langsamer spricht, wird häufig als weniger glaubwürdig und kompetent wahrgenommen werden. Das ist vielfach in Studien nachgewiesen worden, zuletzt 2020 in einer Meta-Studie des Bundesverbands für Medientraining in Deutschland in Zusammenarbeit mit der Ludwig-Maximilians-Universität München. Ein zu gemächliches Sprechtempo wird häufig mit Unsicherheit und Ziellosigkeit in den Aussagen verknüpft. Der Sprechende „sucht noch nach Worten“, so könne man sagen. Der Sprachfluss wirkt zäh.

Kompetenz, Selbstbewusstsein und Leidenschaft dagegen werden durch ein durchaus dynamisches Sprechtempo transportiert. Die genannten 4,5 bis 5,5 Silben pro Sekunde wirken zielgerichtet. Der oder die Sprechende zögert nicht, sucht nicht lange nach Worten, muss nicht lange nachdenken. Zugleich wird es jenseits von etwa 6 Silben pro Sekunde riskant. Zu schnell, eventuell auch zu undeutlich. Es bleibt keine Zeit für besondere Betonungen. Das zu hohe Sprechtempo führt also zu Einbußen auch bei anderen Bausteinen des Akustischen Charismas.

Insofern liegt es nahe, einfach ein Tempolimit für Schnellsprechende auszurufen. Nicht mehr als 5 Silben pro Sekunde!! Aber – ist ihnen damit wirklich geholfen? Ich denke nicht. Lassen Sie uns einen anderen Weg gehen.

Was gebe ich rein, wenn ich Tempo rausnehme? Beim Sprechtempo ist dieser Ansatz zielführender als das reine Konzentrieren auf „ich will langsamer sprechen“. Und die Antwort lautet: Geben Sie Pausen rein! Und zwar unbedingt am Ende eines Gedankens, wenn der Punkt gemacht und die Stimme unten ist. Auch gern mal zwischendurch. Kurze Zäsuren unterteilen Ihren dynamischen Sprachfluss in kleinere Portionen. Das tut den Zuhörenden gut!

Wir brauchen also kein pauschales Tempolimit für Schnellsprecher! Sie behalten Ihr Tempo, nehmen allerdings kleine und größere Pausen zusätzlich an Bord – und schon klingt es nicht mehr so schnell. Probieren Sie es gleich mal aus! Das kleine (p) in der folgenden Übung steht für eine kurze Zäsur, das (PAUSE) für mindestens eine Sekunde Stille. Wenn Sie intuitiv zu anderen Momenten kommen, in denen Sie pausieren, ist das auch gut. Folgen Sie da Ihrem eigenen Sprachfluss.

Übung

Was gebe ich rein (p), wenn ich Tempo rausnehme? (PAUSE) Beim Sprechtempo ist dieser Ansatz zielführender als das reine Konzentrieren auf (p) „ich will langsamer sprechen“. (p) Und die Antwort lautet (p): Geben Sie Pausen rein! (PAUSE) Und zwar unbedingt am Ende eines Gedankens, (p) wenn der Punkt gemacht und die Stimme unten ist. (PAUSE) Und auch gern mal zwischendurch. (PAUSE) Kurze Zäsuren unterteilen Ihren dynamischen Sprachfluss (p) in kleinere Portionen. (p) Das tut den Zuhörenden gut! (PAUSE)

Insbesondere bei den echten Pausen am Ende des Satzes oder Gedankens hilft Ihnen vielleicht noch ein ergänzender Impuls: Geben Sie in der Sprechpause noch eine Prise „Kontakt“ hinein. Mit Kontakt meine ich das, was wir in Präsenzsituationen ohnehin tun, weil es uns leichter fällt: Wir warten auf ein Echo der Zuhörenden. Wir schauen in die Gesichter, sind mit dem Publikum im Kontakt. Erwarten die Reaktionen. Manche nicken, manche lächeln, andere schauen skeptisch. Lassen Sie in den Sprechpausen gedanklich Raum für dieses Echo.