Füllwörter – und wie wir sie wieder loswerden.

Spontansprache heißt es wissenschaftlich, wenn wir miteinander reden und es nicht komplett durchgeplant oder aufgeschrieben ist. So, wie wir halt am häufigsten reden. Und diese Spontansprache ist ganz wunderbar unperfekt. Würden wir sie aufschreiben, kämen viele Halbsätze dabei raus, abgebrochene oder Teilsätze und viele, viele Füllwörter.

Entsprechend. Natürlich. Irgendwie also. Letzten Endes. Sozusagen. Quasi. Am Ende des Tages.

Sie sind „Schmieröl im Sprachgetriebe“, wie es der ZEIT-Autor Max Rauner in einem Beitrag aus 2023 nennt. Äh, ähm, genau – Wozu gibt es Füllwörter? – SWR Kultur

Schmieröl – oder doch Sand im Sprachgetriebe? Da gehen die Meinungen auseinander. Und beides ist vermutlich richtig. Irgendwie also jedenfalls.

Ähnlich wie beim Füllgeräusch „äh“ oder „ähm“ signalisieren Füllwörter: Hier ist jemand gerade beim Sprechdenken. Er oder sie braucht ein einfaches Wort zur Entlastung, bevor es inhaltlich weitergeht. Er oder sie hat seinen Wortbeitrag also nicht durchgeplant, das Gesagte ist nicht flüssig und perfekt aufbereitet und deshalb sicherlich auch nicht manipulativ. Hier wird ein Füllwört zum wertvollen Schmieröl.

Und tatsächlich gibt es zahlreiche Hinweise, dass Füllwörter nicht komplett überflüssig sind: Ohne sie würden die Inhalte bei den Zuhörenden nicht gut bzw. sympathisch ankommen. Zu perfekt, zu gut vorbereitet, zu glatt.

Doch bis wohin sind Füllwörter eine wichtige Zutat, ein wichtiger „Diskurspartikel“, wie Forschende es nennen? Und wann nervt es nur noch – und Abhilfe tut not?

Ähnlich wie bei den „ähs“ werden zwei bis drei Füllwörter pro Minute vermutlich niemanden überhaupt auffallen. Werden es deutlich mehr, wird jeder zweite Satz mit solchen Wörtern aufgebläht, dann wird es anstrengend. Denn Füllwörter haben ja selten eine echte Bedeutung im Satz, sind eher der zeitliche Puffer. Und zu viel inhaltleerer, zeitlicher Puffer stört das Zuhören und Verstehen doch gewaltig.

Und: Füllwörter verwässern die eigentliche Botschaft. Mitunter lohnt sich also ein Anti-Füllwort-Training.

Wie sieht ein Anti-Füllwort-Training aus?

  1. Bewusstsein schaffen, dass sich ein Coachee in ein Wort „verliebt“ hat. Oft ist das den Sprechenden gar nicht bewusst.
  2. Vermeidung allein führt oft nicht zum Ziel. Leichter wird der Lernprozess, wenn wir das Füllwort durch etwas anderes ersetzen: durch Stille zum Beispiel. „Ersetze ‚irgendwie also‘ durch Stille“ lässt sich besser im Kopf verankern als „vermeide ‚irgendwie also‘“.
  3. Manchmal hilft auch ein Trainingspartner oder eine -partnerin dabei, die lästigen Wörter zu reduzieren. Wenn wir Füllwörter als Entlastungsgeräusch verstehen, mit dem wir Anlauf nehmen zu weiteren Formulierungen, dann kann uns der Trainingspartner diesen Entlastungsmoment „kaputt machen“. Zum Beispiel, in dem er oder sie immer klatscht, wenn ‚irgendwie also‘ fällt. Oder ein schräges Buzzer-Geräusch macht. Die Trainingseinheiten sind dann 5 bis 10 Minuten pro Tag – nach einer Woche sollten die Füllwörter eine aussterbende Art sein.

Im nächsten Blog: Generation Genau! Die Reise eines schönen Wortes ins Nichts.