Nancy Faeser zum Anschlag in Magdeburg

Ein furchtbarer Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg.

Fünf Tote, 200 Verletzte, manche lebensbedrohlich.

Wenige Tage vor Weihnachten.

Mitten im Wahlkampf.

Unfassbar. Unerträglich. Meine Gedanken sind in diesen Tagen bei den Menschen in Magdeburg.

Wie steht man nach einem solchen Ereignis öffentlich Rede und Antwort? Macht man es überhaupt? Und wenn ja, mit welchen Botschaften?

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) gelingt im ZDF-Spezial am 21.12.2024 ein Balanceakt zwischen Mitgefühl und politischer Sachlichkeit. Nancy Faeser: „Trifft einen wirklich mitten ins Herz“ – ZDFheute

Drei Dinge sind Faeser in diesem Interview gut gelungen:

  1. Mitgefühl zeigen. Auf die erste Frage des Interviews, ob man mit so etwas hätte rechnen können, spricht die Ministerin zunächst Angehörige und Opfer der schrecklichen Tat an: „Es trifft einen wirklich mitten ins Herz.“ Ihre eigene Betroffenheit kommt im gesamten Interview in ihrer Tonalität zum Ausdruck – und gleich zu Anfang spricht sie ungefragt die Angehörigen und Opfer an. Erst dann geht sie auf die Sachebene zurück.
  • Keine Panikmache. Auf die Frage, wie sicher Weihnachtsmärkte in diesen Zeiten sind, verweist Faeser auf die höheren Sicherheitsmaßnahmen seit der Messerattacke von Solingen. Und darauf, dass jeder Einzelne für sich entscheiden müsse, ob er oder sie einen Weihnachtsmarkt besucht. Sie rät nicht zu, sie rät nicht ab.
  • Sagen, was noch nicht klar ist. Sie wird 24 Stunden nach der Tat interviewt. Die Fakten- und Ermittlungslage ist noch dünn. Und das darf – und MUSS – in einem solchen Interview transportiert werden.

Beispiel: Warum stand der Tatverdächtige nicht im Fokus der Sicherheitsbehörden? Es sei noch zu früh, die Frage zu beantworten, aber: „Es gab Hinweise. Jetzt muss geklärt werden, von wem gab es die wann, an welche Behörden, wie ist das bewertet worden – dann kann man erst sagen, ob dem nachgegangen wurde oder nicht. Vieles könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschließend beurteilen, so Bundesinnenministerin Faeser.

Beispiel: War mit einem solchen Anschlag zu rechnen? „Die Ermittler haben gerade in einer Pressekonferenz gesagt, dass jetzt alle Erkenntnisse zusammengetragen werden. Und das scheinen einige zu sein, aus unterschiedlichen Bundesländern, aus dem Bund, insofern müssen wir erstmal abwarten, was da raus kommt.“

Gründlich ermitteln, keine Panik verbreiten – und vor allem Mitgefühl mit den Betroffenen und Verletzten. Mehr kann man von einem seriösen Politikerinnen-Interview am Tag 2 nach Magdeburg nicht verlangen.