Ho ho ho oder hi hi hi?

Wie Frauenstimmen noch besser klingen

„Sie sind da, sie werden gehört. Und doch klingen sie oft, als hätten sie auf eine Einladung gewartet.“ So urteilt Die ZEIT noch 2022 in einem Artikel über Frauenstimmen. Tastend seien sie, mitunter piepsig, jedenfalls nicht souverän und staatstragend wie die Männer.

Aua. Das tut weh, finde ich. Wie kann das sein, wo doch zum Beispiel eine Studie aus Leipzig zu dem Ergebnis kommt, dass deutsche Frauenstimmen über die Jahrzehnte erheblich tiefer geworden sind? Konkret: Von mehr 220 Hertz auf rund 170 Hertz im Durchschnitt.

Meine ganz private, nicht repräsentative Studie hat Folgendes ergeben: In meinen Trainings ist mindestens jede zweite Frau mit ihrer Stimme unzufrieden. Jeder zweite Mann übrigens auch – und für die gelten die folgenden Tipps ebenfalls.

Acht Tipps zu wirksamerem, charismatischem Sprechen:

  1. Deine naturgegebene Stimme ist eine tolle Grundlage für charismatisches Sprechen. Es sei denn, es gibt medizinische Befunde an den Stimmbändern oder am Kehlkopf. Die spannende Frage ist: Wie gehst Du mit ihr um? Wie nutzt Du Deine Potentiale? Wirksames Sprechen ist oft nicht eine Frage der „angenehmen“ oder „tiefen“ Stimme, sondern der guten Stimmführung.
  • Die Basis einer guten Stimmführung ist erstmal der richtige Atem. Im besten Fall tief in den Bauch, noch unter den Bauchnabel. Dein Bauch soll sich beim Einatmen heben und wölben, nicht die Schultern. Leg ruhig mal Deine Hände darauf, dann kannst Du den tiefen Atem besser im Körper verorten.
  • Jetzt also zur Stimmführung: Wir Frauen neigen zu sogenannten Girlanden-Sätzen. Die hängen am Ende immer so etwas in der Luft – dann geht es mit dem nächsten Satz weiter – und die Gedanken nehmen kein Ende – alles ist irgendwie unfertig – weil wir einfach keine guten Punkte machen. (Ah, endlich, ein guter Punkt.) Diese Girlanden-Sätze klingen mitunter sogar fragend, unsicher. Was wir stattdessen brauchen, ist eine echte stimmliche Landung auf den hörbaren Punkt. Oder sogar ein Ausrufezeichen! Damit unsere Botschaften „landen“ und selbstbewusst klingen.
  • Dieser hörbare Punkt lädt geradezu ein, danach eine kurze, stille Pause zu machen. Kein Äh, kein „genau“. Auch diese stillen Pausen sind ein Selbstbewusstsein-Signal. Und die Pausen machen das Gesagte GROSS!
  • Die Kombination aus dem hörbaren Punkt und einer Mini-Pause lässt unseren Sprachfluss etwas langsamer und ruhiger wirken. Das ist ganz gut, denn wir Frauen klingen oft schneller als wir – in Silben pro Sekunde – tatsächlich sind. Insofern lohnt es sich sowieso, das eigene Sprechtempo in den Blick zu nehmen.
  • Lautstärke ist auch ein Thema, auf das wir schauen sollten. Wir wollen ja schließlich den Raum tatsächlich füllen mit unserer Stimme. Mit guter Atmung und einer guten Stimmführung ist laut auch nicht gleich schrill. Mal etwas lauter zu sprechen, ist ebenfalls ein Signal für Selbstbewusstsein.
  • Besonders wertvoll kann das übrigens im digitalen Miteinander sein: Gefühlt sind die Kolleginnen und Kollegen ja nicht mal einen halben Meter von uns entfernt im Laptop. Deshalb tropfen so mancher Sprecherin die Worte halblaut in die Tastatur. Das ist schade. Bitte mehr Gas geben, auch Remote!
  • Und wo wir schon dabei sind: Ein gutes Mikrofon wirkt auch Wunder! Die Qualität des eingebauten Mikros im Laptop oder in der Kamera ist oft nur mittelmäßig. Gönnt Euch ein externes Tischmikrofon oder ein gutes Ansteck-Mikrofon. Es lohnt sich sehr! Denn bei uns Frauen schlägt die digitale Kompression des Sprachsignals stärker zu – und mit einem guten Mikrofon können wir das wieder etwas ausgleichen.

Mehr Tipps, Podcasts und viele Übungen findest Du übrigens in meinem Buch Führungsinstrument Stimme – in 10 Schritten zu mehr akustischem Charisma. ‚Führungsinstrument Stimme‘ von ‚Katrin Prüfig‘ – Buch – ‚978-3-7910-5626-5‘ (thalia.de)